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Beerenblüten für Mensch und Tier

Früh im Jahr ist das Angebot für blütenbesuchende Insekten in Gärten eher mager. Dank mancher Beeren heisst es aber auch im Vorfrühling bereits «Tischlein deck dich»!

Bild: Markus Zuber, Küttigen

Stachelbeeren gehören zu den frühesten Blühern in Kulturen nördlich der Alpen. Schon im März öffnen die Sorten europäischer Abstammung ihre relativ unscheinbaren Blüten. Also in einer Zeit, in der sich die ersten Fluginsekten nach der Winterruhe auf Nahrungssuche begeben. Mit einer weisslichen bis grünlichen Grundfarbe, dezenten Rottönen und vereinzelt sitzender Anordnung verschwinden sie visuell teilweise fast im zuwachsenden Laub. Die becherförmigen bis glockigen Blüten sind vor allem ein gefundenes Fressen für Hummeln und manche Bienenarten mit längeren Rüsseln, wie die Honigbiene. Ein ähnliches Besucherspektrum wie die Stachelbeeren ziehen später auch die bauchig-glockigen Cassisblüten an. Besonders bei Hummeln sind sie sehr beliebt. Sie sind vielzähliger und sogenannt traubig angeordnet, daher zumindest für unsere Augen etwas auffälliger.

Eine Honigbiene verköstigt sich an einer Cassisblüte – dank ihres verhältnismässig langen Rüssels stellt die bauchig-glockige Blütenform für sie kein Hindernis dar.

Flor für Generalisten und Spezialisten

Im Verlaufe des Aprils öffnen sich dann nach und nach die Blütenstände der verwandten Gruppe um die roten und weissen Johannisbeeren. Der Blühbeginn der frühesten liegt im Vergleich zu den spätesten Sorten bis zu einem Monat auseinander. Bei den kleinen, traubig angeordneten Blüten sind nicht die Kronblätter (Petalen) für Schau und Landeflächen zuständig, sondern die Kelchblätter (Sepalen) haben hier diese Rolle übernommen. Die meisten Sorten bilden Scheibenblumen aus, also flach gebaute, offene und damit leicht zugängliche Blüten. Entsprechend ist hier auch die Kundschaft breit und es lassen sich unzählige Insektengruppen beobachten. Zu den häufigeren Gästen gehören diverse Wildbienenarten, Zweiflügler wie Schwebfliegen, kleine Käfer, Blattwespen, bunte Goldwespen, Ameisen und auch Honigbienen. Johannisbeerblüten bieten mässig viel Nektar und auch Pollen in überschaubaren Mengen. Dabei gibt es aber auch sortenspezifische Unterschiede. Die 'Rote Spätlese' beispielsweise wird ungewöhnlich stark von Honigbienen beflogen, da sie an ihren duftenden, reichblütigen Blütenständen mehr Nektar liefert. Bei manchen Wildbienen und harmlosen Wespenfamilien sind die Blüten besonders beliebt und diese sind meist besonders effiziente Bestäuber. Wie bei allem Obst profitiert also auch der Mensch ganz direkt von den Besuchern, dank besserem Fruchtansatz. Auch nützliche Marienkäfer verköstigen sich gerne als Gelegenheitsgäste.

Ameisen hingegen schlürfen bisweilen nicht nur Nektar, sondern einige schädliche Arten transportieren auch gleich Staubblätter, Stempel und Blütenblätter ab – möglicherweise für die Pilzzucht im Staatsbau.

Diverse Blütenbesucher an roten und weissen Johannisbeeren (v.l.n.r, v.o.):

  1. Rotbeinige Getreideblattwespe
  2. Honigbiene
  3. Wildbiene
  4. Sechzehnpunkt-Marienkäfer
  5. Schwebfliege
  6. Ameise

Rosengewächse in strahlendem Weiss

Erdbeeren bilden im April ebenfalls Scheibenblumen aus, die mit blendendem Kontrast von weither Interessierte anlocken. Die Blüten produzieren vor allem Pollen und keinen oder wenig Nektar. Besucht werden sie vor allem durch Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und Käfer in kleinen oder auch grösseren Varianten. Vertreter aus der Gruppe der Rosenkäfer besuchen die Blüten gelegentlich und sogar Schmetterlinge machen bei nektarführenden Arten manchmal Halt. Von den kleinblütigen, ursprünglicheren Wald-Erdbeeren profitieren Wildbienen besonders und auch Tanzfliegen sind hier gern gesehene Gäste. Bei Erdbeeren hat der Bestäubungserfolg auch grossen Einfluss auf die Fruchtform: Schlecht bestäubte Blüten erbringen deformierte Früchte. Es ist deshalb ganz im Sinne des Beerenanbaus, dass die Vielfalt lebt.

Werden Erdbeerblüten schlecht bestäubt, können deformierte Früchte die Folge sein. Bild: Markus Zuber, Küttigen

Etwas später beginnt die weisse Himbeerenblust. Die Blüten produzieren sehr reichlich Nektar und dazu viel Blütenstaub, sie sind deshalb die wertvollsten Honigbienenweiden unter den Beeren! Der Pollen ist charakteristisch hellgrau. Der Nektar ist besonders zuckerreich und führt in höherer Konzentration zu kristallisierendem Honig.

Zuletzt im Blütenreigen kommen dann im Sommer auch die Brombeeren zum Tragen mit reichlich Nektar und Pollen an ihren üppigen Blütenständen. Diese sind ebenfalls bei Honigbienen besonders beliebt. Es lohnt sich für unsere geflügelten Freunde, wenn überzählige Fruchtstände erst kurz nach dem Verblühen zur Ertragsregulierung weggeschnitten werden.

Himbeerblüten sind wahre Honigbienenweiden. Sie bieten eine Fülle an Nektar und Pollen. Bild: Markus Zuber, Küttigen

Mit Vielfalt zu mehr Nützlingen

Eine grosse Vielfalt ist also nicht nur innerhalb einer Beerenart auf Sortenebene, sondern auch über mehrere Kulturgruppen sehr wertvoll, weil das Blütenangebot diversifiziert und die Saison des Nahrungsangebots gestreckt wird. Unterschiedliche Blütenformen und Blühzeitpunkte fördern eine Vielzahl von Insekten. Ein paar Wildpflanzen und unproblematische Unkräuter (Begleitflora) im Garten können das Sortiment zusätzlich entscheidend verbessern. Unter den so geförderten Insekten finden sich nicht nur gute Bestäuber, sondern auch sehr effiziente Nützlinge zur natürlichen Schädlingsbekämpfung.

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