Ein fruchtbarer Gemüsegarten beginnt mit dem Boden. Ist dieser einseitig beansprucht, ausgelaugt oder voller Krankheitserreger, ist der Misserfolg vorprogrammiert. Deshalb ist eine Fruchtfolge, bei der jedes Jahr Vertreter aus anderen Pflanzenfamilien ein Beet belegen, unabdingbar. Denn jede Pflanzenfamilie stellt eigene Ansprüche an den Boden bzw. wird von unterschiedlichen Krankheiten heimgesucht, sodass durch fleissigen Wechsel immer unterschiedliche Komponenten aus dem Boden gezogen, bzw. an diesen zurückgegeben werden. Komplett brachliegen, also ohne Pflanzenbewuchs oder schützende Mulchschicht der Witterung ausgesetzt sein, sollte ein Beet nie, denn dann würden Nährstoffe ausgewaschen oder die Sonne versengte die obersten Schichten, so dass dort kaum Mikroorganismen überleben könnten.
Gründüngung mit Mehrwert
Um einem Beet eine Pause von produktiven Gemüsepflanzen zu gönnen oder für einen Bewuchs zwischen zwei Kulturen zu sorgen, sät man am besten eine Gründüngung. Es gibt verschiedene Pflanzen, die dafür in Frage kommen. Darunter z.B. Lein und Buchweizen, zwei seit sehr langem von uns Menschen genutzte Pflanzenarten. Andere Leingewächse hat man normalerweise nicht im Gemüsegarten und mit dem Buchweizen, einem Knöterichgewächs, sind nur die Rhabarber und die Ampfer verwandt, die als mehrjährige Pflanzen innerhalb der Fruchtfolge den Standort kaum wechseln. Deshalb sind Lein und Buchweizen beste «Beet-Ausruhpflanzen», und zum Beispiel gegenüber Senf und anderen Pflanzen aus der Kreuzblütler-Familie zu bevorzugen, wenn Kohlgewächse – ebenfalls Kreuzblütler – in der Fruchtfolge vorkommen.
Sie bringen aber noch einige weitere Vorteile mit: Sie gedeihen unproblematisch, kommen mit wenig Nährstoffen aus, und bilden hübsche Blüten, welche für verschiedene Insekten interessant sind. Vor allem der Buchweizen produziert über viele Wochen immer wieder neue Blüten und sorgt so für ein langfristiges Nahrungsangebot.
Lein, wie hier im Bild die Sorte ‘Marbod’, eignet sich gut als Gründüngung zur Bodenverbesserung.
Die Blüten des Buchweizens – hier die Thurgauer Lokalsorte ‘Hagenwil’ – sind für Insekten interessant.
Eine urtümliche Pflanze
Obwohl die beiden Arten schon sehr lange in menschlicher Obhut sind, wurden sie züchterisch wenig bearbeitet. Die lange Blühdauer des Buchweizens ist ein Indiz dafür. Könnte man ihn dahingehend weiterentwickeln, dass die Blütenstände gleichzeitig und vollständig abreifen, würde das die Körnergewinnung deutlich vereinfachen und wohl zum Durchbruch dieser Art in der industrialisierten Landwirtschaft führen. Das gelang bisher aber leider nicht. Jetzt sind an einem Blütenstand nämlich gleichzeitig sowohl reife Körner, als auch noch geschlossene Blüten – plus alle Zwischenstadien. So gilt es, den perfekten Moment zu finden, wenn das Maximum an Körnern reif und noch nicht ausgefallen ist, um die Pflanzen zu ernten. Danach sollte das Saatgut möglichst rasch gedroschen und gereinigt und die sauberen Körner zum Trocknen ausgelegt werden. Beim Lein ist dies weniger problematisch. Die dekorativen Kapseln reifen einigermassen gleichzeitig und die bereits reifen bleiben lange geschlossen, so dass man sie auch stehen lassen kann, bis die letzte Kapsel trocken ist.
Sorten retten auf kleiner Fläche
Seinen ganzen Bedarf an Leinsamen oder Buchweizen selber anzubauen, ist relativ aufwändig und auf kleiner Fläche kaum möglich. Da sich in der Obhut von ProSpecieRara aber verschiedene Buchweizen- und Leinsorten befinden, gibt es eine schöne Möglichkeit, nicht bloss für unser Auge, den Boden und die Insekten mit dem Anbau dieser Feldfrüchte Gutes zu tun: Man kann bereits auf zwei Quadratmetern Fläche frisches Saatgut für die Samenbibliothek produzieren und so zur Erhaltung dieser Sorte beitragen. Wie du im Erhaltungssystem offiziell mitmachen kannst, erfährst du hier.
Buchweizen-Fachtag
Ein Projekt der ETH Zürich geht momentan den Verwandtschaftsbeziehungen von über hundert Buchweizensorten aus aller Welt nach. Ob es sämtliche Antworten liefern wird, bleibt noch offen. Doch wenn es dieser Kulturart wieder die verdiente Wertschätzung in der Schweiz verleiht, bedeutet das allemal einen grossen Erfolg. Um die Erkenntnisse dieses Projekts der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, unterstützt ProSpecieRara die ETH-Forschenden bei der Organisation eines Buchweizen-Fachtages. Infos unter prospecierara.ch/buchweizen-fachtag
Ein ETH-Projekt untersucht die Vewandtschaftsbeziehungen von vielen Buchweizensorten – auch von der Sorte ‘Viano’ aus dem Puschlav. Ihr Mehl bildet die Grundlage der Puschlaver Spezialität Pizzocheri. Hier geht’s zum Rezept.