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Die ‘GoldparmĂ€ne’ – Delikatesse mit Geschichte

Seit 800 Jahren erfreut sie im Herbst die Menschen: Es ist kein Zufall, dass sich die orange-rot geflammte ‘GoldparmĂ€ne’ so lange halten konnte.

Schon um 1200 ist die 'GoldparmĂ€ne' wohl in England entstanden. Die grosse Beliebtheit, welche sie in der Vergangenheit genoss, drĂŒckt sich auch in ihrem französischen Namen ‘Reine des reinettes’, also ‘Königin der Reinetten’, aus. Reinetten sind eine Gruppe von Apfelsorten, die einst als besonders edel galten – und die ‘GoldparmĂ€ne’ war also die Königin aller edler Apfelsorten! In der Literatur wird sie denn auch als «edelwĂŒrziger, festfleischiger, schöner Tafelapfel» beschrieben. Und tatsĂ€chlich ist die 'GoldparmĂ€ne' in ihrem in den klassischen Herbstfarben gehaltenen Kleid nicht nur schön, sondern ĂŒberzeugt auch mit festem und saftigem Fruchtfleisch, das sortentypisch einen leicht nussigen Geschmack aufweist. FĂŒr mich ist er geschmacklich der erste Höhepunkt im Sortenreigen.

EdelwĂŒrzig, festfleischig und schön – so wird die GoldparmĂ€ne gerne beschrieben.

Anspruchsvolle Königin

Edles hat jedoch auch seine anspruchsvollen Seiten 
 So ist die ‘GoldparmĂ€ne’ eher schorfanfĂ€llig, was sich bei nassem Wetter schnell zeigt. Nach dem nass-kalten FrĂŒhling und FrĂŒhsommer 2024 sind sie in meinem extensiv gepflegten Obstgarten nun total verschorft. Der Baum sieht fast verdorrt aus. Zudem bevorzugt sie warme, eher kalkhaltige Böden in milden bis mittleren Lagen. In rauen Lagen mag sie sich nicht gut entfalten. Im Erwerbsobstbau ist die Sorte aufwĂ€ndiger als andere Tafelobstsorten, da ihre FrĂŒchte nicht alle gleichzeitig reifen und so mehrere PflĂŒckdurchgĂ€nge nötig sind. Die FrĂŒchte reifen Ende September und sind bis Ende November lagerbar, bevor sie mehlig werden.

Aufgrund ihrer hohen Polyphenolwerte ist die GoldparmĂ€ne auch fĂŒr Allergiker:innen gut vertrĂ€glich.

Der Allergikerapfel

Wer mit einer Apfelallergie kĂ€mpft, dem seien alte Apfelsorten empfohlen. Es wird ein Zusammenhang zwischen tiefen Polyphenolwerten und einer UnvertrĂ€glichkeit vermutet. Im Gegensatz zu modernen Sorten, haben die alten Apfelsorten generell höhere Polyphenolwerte und können deshalb meist auch von Allergiker:innen problemlos gegessen werden (mehr dazu hier). Die ‘GoldparmĂ€ne’ hat in einer Studie zur VertrĂ€glichkeit sehr gut abgeschnitten.

GeschichtstrÀchtige Sorte: Es waren wohl Söldner im Dienste des französischen Königs, die die GoldparmÀne in die Schweiz brachten.

Symbol fĂŒr unsere Geschichte

Dass sie bereits Ziel von Tells Geschoss war, ist Spekulation. Sicher ist aber, dass sich die 'GoldparmÀne' bei uns von der Westschweiz herkommend durch Söldner im Dienste der französischen Könige verbreitete. Auch heute noch erfreut sie ihre Liebhaber:innen: sei es roh, als Apfelmus oder in allen Rezepten, in denen der Apfel ein wenig zerfallen soll.

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