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Mangold – ein GemĂŒse im Zierpflanzen-Business

Er ĂŒberzeugt mit inneren und Ă€usseren Werten und soll zudem DAS Schweizer GemĂŒse sein. Was ist da wirklich dran? Ich erzĂ€hl’s dir hier.

Foto: Markus Zuber, KĂŒttigen

Ist es eine Blume? Nein, ein GemĂŒse! Der Mangold stiehlt den Zierpflanzen im Garten fast die Show, so bunt leuchtet er im Beet. Hier leuchtet ein ‘Feurio', da ein ‘Golden’. Die Namen dieser beiden Mangoldsorten sind natĂŒrlich kein Zufall: Der ‘Feurio’ hat nicht nur leuchtend rote Blattrippen und -adern, sondern auch karmesinrote BlĂ€tter. Beim ‘Golden’ sind die BlĂ€tter zwar klassisch grĂŒn, die Blattrippen aber goldgelb. Ob als einzelne Farbtupfer verteilt im ganzen Garten, oder feuerwerkgleich nebeneinander im Beet – bunter Mangold gehört meiner Meinung nach in jeden Garten.

Pflegeleicht und langlebig

Er ist nicht nur ein schöner, sondern auch ein pflegeleichter Gartenbewohner. AngesĂ€t von April bis Juli gedeiht er in humusreichem, nicht zu trockenem Boden problemlos. Dies auch im Topf auf dem Balkon. Selbst die Schnecken lassen ihn mehr oder weniger in Ruhe. Und das Beste daran: Du kannst ihn laufend beernten. Schneide einfach immer die Ă€ussersten BlĂ€tter weg und lasse dabei das Herz in der Mitte stehen. So bildet er immer weiter neue BlĂ€tter. WĂ€hrend einige weisse Sorten sogar relativ gut mit Frost zurechtkommen und somit zum GanzjahresgemĂŒse gehören, sind die bunten nicht ganz so frosttolerant und ĂŒberleben den Winter draussen kaum. Vor allem die beiden traditionellen, weissen Genfer Sorten ‘Genfer Selma’ und ‘Glatter Genfer’ sind gut winterhart. Dies vor allem dann, wenn sie nicht zu frĂŒh, sondern erst Mitte Juli gesĂ€t werden. Nach der Winterruhe treiben sie wieder aus und können im frĂŒhen FrĂŒhling nochmals beerntet werden, bevor sie dann in BlĂŒte gehen.

Die weisse Sorte ‘Genfer Selma’ ist winterhart und bereichert den Garten als GanzjahresgemĂŒse.

FĂŒr jeden Zweck den passenden Mangold

Verglichen mit dem klassischen weissen Mangold weisen die bunten Sorten eher feine Blattrippen auf, was sie in der KĂŒche vielseitig einsetzbar macht. Sie stehen so am Übergang von Schnitt- zu Stielmangold. Der Schnittmangold, der nur feine Blattrippen hat, eignet sich besonders gut, um eine Speise einzuwickeln – also z.B. fĂŒr Capuns, wo Buchweizenmehlteig in ebendiese BlĂ€tter eingewickelt und gratiniert wird. Beim Stielmangold steht – der Name lĂ€sst es bereits vermuten – der Stiel im Zentrum der Aufmerksamkeit. Dieser wird gekocht und oftmals ebenfalls gratiniert, oder auch als Salat zubereitet. Beim Kochen der roten Sorten muss berĂŒcksichtig werden, dass sie stark abfĂ€rben. Bereitet man aus ihnen beispielsweise zusammen mit Ricotta eine OmelettenfĂŒllung zu, wird das Ganze tendenziell rosa. Mangold ist ĂŒbrigens reich an Vitamin A und C, sowie Eisen und kann in Sachen Calcium sogar mit vielen Milchprodukten mithalten.

Die vergleichsweise feinen Blattrippen machen bunte Sorten wie den ‘Vulkan vitalis’ in der KĂŒche vielseitig einsetzbar – sowohl der Stiel als auch die BlĂ€tter lassen sich gut verarbeiten. Foto: Beat BrechbĂŒhl & Franca Pedrazzetti

Die Schweiz und ihr Krautstiel

Glaubt man den EnglĂ€nder:innen ist Mangold DAS typische Schweizer GemĂŒse. Denn auf der Insel nennen sie ihn schlicht «Swiss chard». Das kommt tatsĂ€chlich nicht von ungefĂ€hr, denn im vergangenen Jahrhundert widmeten sich Genfer ZĂŒchter:innen intensiv der ZĂŒchtung und Selektion von Mangoldsorten. Aber sie waren bei weitem nicht die Ersten, die sich damit beschĂ€ftigten. Wie auch Randen, Zucker- und FutterrĂŒben stammt der Mangold von der wilden Beta-RĂŒbe (Beta vulgaris subsp. maritima) ab. Der Ă€lteste schriftliche Hinweis auf die Kultivierung dieser Beta-RĂŒbe findet sich auf der Pflanzenliste eines babylonischen Königs aus der Zeit von 800 Jahren vor unserer Zeitrechnung. Rund 600 Jahre spĂ€ter wurden in Griechenland bereits vier Mangoldformen erwĂ€hnt: eine weisse, eine rote, eine mit Blattstiel und eine, die gepflĂŒckt wird. In unseren Breiten scheint der Mangold vom 16. Jahrhundert an sehr gebrĂ€uchlich gewesen zu sein.

Noch bis im Juli kann Mangold ausgesĂ€t werden – entweder in Töpfchen oder direkt ins Beet.

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